Donnerstag, 7. November 2019

Rund um die Ostsee - 10/2019

Vom 25.10. bis 02.11.2019 fuhren Doris und ich mit dem Bus "Rund um die Ostsee".


1. Tag
Ihre große „Rund um die Ostsee“-Reise beginnt mit der Fahrt nach Polen und einem geselligen Willkommens-Abend mit Folklore und deftigem Schmaus. Übernachtung im Raum Warschau.
 
2. Tag
Sie erkunden die polnische Hauptstadt Warschau, anschließend fahren Sie weiter zur Übernachtung im Raum Vilnius nach Litauen.
 
3. Tag
Heute erwarten Sie die Städteschönheit Vilnius und traditionelle Bierbraukunst. Zudem besuchen Sie den „Berg der Kreuze“ und vor der Übernachtung in Lettland das Welterbe von Riga.
 
4. Tag
Am heutigen Tag erleben Sie die Gutmannshöhle, eine Obstwein-Verkostung und die „Weiße Düne“ von Saulkrasti. In Estland besichtigen Sie vor der Übernachtung die Hauptstadt Tallinn.
 
5. Tag
Nach einer Schiffsfahrt erreichen Sie Skandinavien und erkunden die finnische Hauptstadt Helsinki. Über die Ostsee geht es im modernen Fährschiff mit Übernachtung an Bord weiter nach Schweden.
 
6. Tag
Sie erleben Stockholm, das „Venedig des Nordens“, die Schleusen von Berg am Göta-Kanal und eine Süßwaren-Manufaktur in der
„Zuckerstangenstadt“ Gränna. Vor der Übernachtung in der Region Skåne rundet ein Fotostopp mit Panoramablick auf den Vätternsee den Tag ab.
 
7. Tag
Über das Technikwunder Öresundbrücke fahren Sie nach Dänemark, wo Sie die Hauptstadt Kopenhagen besichtigen. Eine Schiffsfahrt von Rødby gen Puttgarden führt Sie wieder nach Deutschland.

Samstag, 4. Mai 2019

Großvater Hermann - Verwalter in Australien

In den Reichstagsprotokollen wird der Abgeordnete Stadthagen zitiert, der über einen Pflanzer spricht:"Sohn eines Bauern (aus) Ostpreußen, ein Mann, der nach rastloser, kenntnis- und entbehrungsreicher Arbeit in Australien seit mehreren Jahren in Samoa als Pflanzer angesessen ist, als einer der ersten Pioniere dort"

Diese Textstelle brachte die Frage auf, ob Großvaters erste Lebensstation, nachdem er Deutschland verlassen hatte, nun eine Stelle als Verwalter in Australien oder Samoa war, wie mein Vater es in Erinnerung hatte. Mein Vater ging davon aus, dass Samoa die erste Station war.

Nun habe ich Großvaters Namen auf einer Passagierliste in Australien entdeckt. Das Geburtsjahr passt. Für mich ist das der Nachweis: Großvater Hermann war zunächst als Verwalter in Australien beschäftigt und erwarb dann, als Samoa 1900 deutsche Kolonie wurde, als selbständiger Pflanzer Land auf Upolu. Australien war also seine erste, Samoa seine zweite Lebensstation auf einem fernen Kontinent. 

 

Abfahrt        Schiff        Reederei    Kapitän        Zielort    Passagiere

18.11.1896
Friedrich der Grosse
Nordd. Lloyd, Bremen
Reimkasten, W.
Australien
23



Samstag, 13. Oktober 2018

Großvater Hermann - der "Fall Matzat"


"Die Verhaftung des deutschen Pflanzers Matzat durch einen samoanischen Polizisten hatte sogar zur Folge, dass die Kolonialverwaltung Erkundigungen in allen deutschen Kolonien über die Befugnisse "farbiger" Polizisten gegenüber Weißen einholte" ( Zitat einer Fußnote aus "Askari und Fitafita: "farbige" Söldner in den deutschen Kolonien" von Thomas Morlang)



Ich zitiere den "Fall Matzat", den der Abgeordnete der Sozialdemokraten Stadthagen dem Reichstag in der 74. Sitzung. Sonnabend den 23. April 1904 vortrug.
Das Zitat ist den Reichstagsprotokollen entnommen.
(https://www.reichstagsprotokolle.de/Blatt_k11_bsb00002809_00593.html und folgende):


Der, wie es scheint, am schwersten mitgenommene Pflanzer ist ein deutscher Bauer, ein Ostpreuße, der vor seiner Ankunft in Samoa gewarnt wurde, dorthin zu gehen, weil dort nicht Freiheit herrsche, sondern lediglich Bureaukratie und Kapitalismus in Flor seien. Er hat es dennoch getan, ist nach Samoa gegangen und hat dort in stiller, beschwerlicher Arbeit als Pionier für die Kultur gewirkt. Er hat einen Acker 150 im wilden Urwald auf einer Höhe von etwa 2000 Fuß mit Mühe und Erfolg bearbeitet. Er ist kein Kapitalist. Ein kleines Erbteil von einigen Tausend Mark hat ihm den Weg, Eigentümer zu werden, ermöglicht. Mit rastlosem Fleiß hat er aus dem angekauften wilden Land eine Plantage herzustellen vermocht, die Kakao, Kaffee, Taro, Bananen, Cava, Gras usw. trägt. Durch seine Sachkenntnis, große Umsicht und fleißige Arbeit hat er — zeitweise unter Zuhilfenahme weniger Arbeiter — aus eigener Kraft ein neues Gebiet der Kultur erschlossen und anderen Kolonisten die Wege geebnet. Er ist ein ruhiger, stiller Mann. Selbst in den Urteilen, die gegen ihn ergangen und gegen ihn eingenommen sind, wird ihm das Zeugnis eines ruhigen, verständigen Mannes gegeben.

Nun, meine Herren, hören Sie, wie es dort den Deutschen geht, die unter dem Schutze des Deutschen Reichs stehen sollen, und wozu die Gelder verwendet werden, die hier in erhöhtem Maße in Tit. 1 wie in Tit. 5 abermals insbesondere für Erhöhung der Beamten und Polizeigehälter dort verlangt werden! Der oben geschilderte Pflanzer namens Matzat war am 22. November 1902 in Apia, um sich dort persönlich nach dem Schicksal einer Eingabe zu erkundigen, die die Verbesserung eines Weges verlangte, der seit 1 1/2 Jahren fast unpassierbar geworden war. Er traf in Apia einen Landsmann, namens Hage, einen älteren Herrn, der noch nicht zu lange in Samoa ist. Als beide zwischen 11 und 12 Uhr Abends nach Hause gehen wollten, und Hage eine Verrichtung, zu der er an sich durchaus berechtigt war, ausübte, trat ein Samoaner an ihn heran, ein gewisser Napoli, der farbiger Polizist ist, und sprach ihn an. Der Samoaner versteht kein Deutsch und der Kolonist kein Samoanisch. Die Pflanzer zogen ihres Weges. Der Polizist verfolgte sie und redete weiter auf sie ein. Diese sagten ihm, er möge sie in Ruhe lassen. Napoli ging aber weiter hinter den Leuten her und querulierte sie weiter, die durchaus nichts getan hatten. Daraufhin hat dann Matzat diesen Samoaner, der ihn belästigte, einen Stoß gegeben, um ihn los zu werden, was so ziemlich jeder im ähnlichen Fall tun würde. Wie soll man auch sonst jemanden los werden, der in dieser Art einen behelligt? Matzat wurde wegen dieses Stoßes nunmehr wegen Mißhandlung eines Polizisten angeklagt. In dem Urteil wird festgestellt, daß dieser Polizist, Napoli, allerdings als solcher in der Dunkelheit nicht erkannt war, er habe zwar den Stern getragen — ich glaube, es ist ein gelber Stern —, der ihn als Polizist kenntlich macht; aber man könne wohl annehmen, daß Matzat dies Abzeichen samoanischer Polizisten nicht gesehen hat, also nicht glaubte, einen Polizisten vor sich zu haben. Dieser Polizist Napoli wird so charakterisiert: „der Napoli spricht ein wenig Englisch, er kennt vom Deutschen aus seiner früheren Dienstzeit bei den Fita-Fitas nur einige Kommandos, ferner kennt er — ob auch aus der Dienstzeit, sagt das Urteil nicht — einige deutsche Schimpfwörter wie „Schwein", „Niggerkanaker" und Wörter von ähnlicher Bedeutung". Mit dieser Kenntnis der deutschen Sprache ausgerüstet, hat der Polizist beim Vorbeigehen bei Hage und Matzat angenommen, daß diese Leute, da er weiter vom Deutschen nichts versteht als Schimpfwörter, ihn schimpften. Deshalb verfolgte er die beiden Kolonisten, bis Matzat auf die geschilderte Art der Belästigung ein Ende machte. Matzat ist dann angeklagt worden, durch den Stoß den Napoli körperlich mißhandelt zu haben. Es wurde hierbei angenommen, daß er nicht gewußt habe, daß der Geschlagene ein Beamter ist. Er wurde zu 20 Mark Geldstrafe in der ersten und zweiten Instanz verurteilt. Aus der Verhandlung ergibt sich, daß der Polizist nicht den geringsten Grund hatte, die Leute zu arretieren oder zu belästigen. Man ist billig erstaunt, weshalb, wenn prozessiert werden sollte, gegen Matzat und nicht gegen den Polizisten prozessiert ist. Es kommen Pflanzer nach Apia, und die Folge ist, daß sie von einem schwarzen Menschen, der mit deutschem Gelde als Polizeibeamter bezahlt wird, über dessen Qualifikation ich soeben aus dem Urteil Ihnen vorgelesen habe, haranguiert werden, und deshalb und weil dieser Mann so wenig intelligent ist, müssen sie es sich gefallen lassen, nachher zu 20 Mark Geldstrafe verurteilt zu werden, weil sie einem fremden Menschen, der sie verfolgt, behelligt und belästigt, abwehren? Verurteilt und angeklagt ist in diesem Falle Matzat, soviel mir bekannt, nicht auch der andere deutsche Pflanzer. Was soll.diese Art Inschutznahme? Es ist doch, meine ich, weit über das hinausgegangen, was man den Eingeborenen gegenüber darf und muß angedeihen lassen. Mit den tatsächlich arbeitenden Personen kommen die Pflanzer nicht in irgendwie böse Berührung. In böse Berührung kommen sie nur mit den Polizeibeamten und Polizeisoldaten, mit denen, die da glauben, ihre Bildung dadurch bekunden zu müssen, daß sie ihre Polizeimacht gebrauchen und vielleicht auch mißbrauchen. Meine Herren, dieser selbe Matzat kam einen halben Monat später, am 12. Dezember, wieder einmal nach Apia. Da ist es ihm noch schlimmer ergangen. Es geht da, wie es scheint, in den Verhältnissen, über die wir hier zu klagen haben, genau so zu wie in Deutschland. Nach der Richtung scheint es Herrn vr. Solf gelungen zu sein, die Kultur, die wir hier als polizeiliche, als Unkultur zu bedauern haben, außerordentlich in Samoa verbreitet zu haben. Es ist — Sie werden es nachher sehen — die Behandlung, wie sie der Bauer auf der Polizei erfährt, genau dieselbe dort, wie wenn bei uns ein kleiner Bauer das Unglück hat, mit einem Gendarm oder mit mehreren Gendarmen oder sonst mit der Polizei nicht auf freundlichem Fuße zu stehen, und man ihn dem Polizeigefängnis überantworten läßt. Am 12. Dezember war mit diesem Bauer Matzat der Deutsche Hage wieder in Apia zusammen. Nachmittags wollte Matzat fortreiten. Matzat rief sein Pferd an, wie man zu tun pflegt, wenn man an ein Pferd von hinten herantritt. Er brauchte ein paar englische Brocken dabei. Da kam ein Polizeibeamter, Fialii mit Namen, ein Mann, dem schon vorher, wie es im Urteil heißt, „wegen Mangel an der nötigen Intelligenz" der Dienst gekündigt war. Es ist diesem Fialii, dem Polizeimann, in dem Urteil bestätigt, daß ihm schon zum 1. Januar gekündigt war, weil er es an der nötigen Intelligenz fehlen ließ. Ich würde wünschen, daß Mangel an Intelligenz auch in Deutschland als Entlassungsgrund für Polizisten eingeführt würde. Als Matzat sein Pferd anrief, meinte dieser unintelligente schwarze Polizeibeamte, der Ruf, der sich auf das Pferd bezog, beziehe sich auf ihn. Fialii fing einen Wortstreit deshalb an. Matzat erklärt ihm, er möge ihn in Ruhe lassen, er sei gar nicht gemeint. Der aber wollte durchaus gemeint sein. Es kam dann der alte graubärtige Hage und versuchte dem Polizeibeamten klarzumachen, er solle seines Weges gehen. Da stieß dieser Fialii dem Hage ganz gehörig in die Rippen. Als nun naturgemäß Matzat die Partei des beleidigten, mißhandelten Deutschen nahm, schlug der schwarze Polizeibeamte Fialii mit seinem Knüppel auf Matzat los. Wie in der Verhandlung bekundet wurde, hat der Polizeioberst Fries ausdrücklich seinen Polizeibeamten gesagt, sie sollten den Knüppel gebrauchen, wozu sie ihn bekommen hätten. Der Knüppel ist IV- Zoll im Durchmesser dick und 1 1/2 Fuß lang, aus hartem, schweren Holze. Matzat ließ sich das nun nicht gefallen und entriß dem Fialii den Knüppel in der Notwehr und wendete ihn dem Polizeibeamten gegenüber an. Fialii erhielt dann den Knüppel von Matzat zurück, schlug auf Matzat los und „rannte dann weg", wie es im Urteil heißt. Daraufhin werden beide angeklagt: Matzat, der sich erlaubt hat, jemandem, der auf ihn eindringt, den Knüppel zu entreißen und die Unvorsichtigkeit begangen hatte, diesem Polizeimann den Knüppel wiederzugeben, wird in der ersten Instanz zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt; in der zweiten Instanz wurde er freilich freigesprochen, weil das Gericht Notwehr annahm. Nun geht die Sache aber noch böse weiter. Als der Fialii nämlich aus dem von ihm provozierten Kampf die Überlegenheit der körperlichen Kraft und der geistigen Intelligenz auf deutscher Seite erkannt hatte, eilte er zu M) dem Polizeibureau, beschwerte sich dort, und der Polizeichefmeinte, man sollte die beiden verhaften! Matzat und Hage sind nun beide in Samoa bekannt, es fehlte jeder Grund zu einer Verhaftung, wie ausdrücklich in dem Urteil festgestellt wird; aber, meint der Richter, wenn auch eine gerichtliche Verhaftung nicht stattfinden konnte, so sei doch der Polizeibeamte gewissermaßen Vertreter des Gouverneurs und der Gouverneur der Stellvertreter des Kaisers, und deshalb sei es gerechtfertigt, Leute, gegen die nach dem Gesetz nicht der geringste Grund zur Verhaftung vorliegt, zunächst in das Gefängnis zu bringen. Den betreffenden erstaunlichen Passus werde ich mir noch gestatten wörtlich zu verlesen. Dieser Fialii kam also nach dem Polizeibureau, trug dem Polizeiobersten die Sache vor, und vier Polizeibeamte machten sich auf den Weg, um den rechtswidrigen Einlieferungsbefehl auszuführen. In der Zwischenzeit waren Hage und Matzat auch nach der Polizei gegangen, um dort Beschwerde zu führen über das Benehmen des Fialii bei dem Polizetchef Fries. Auf dem Wege trafen sie bereits Herrn Fries. Sie wollten ihm die Sache vortragen; er ließ sich aber von ihnen nicht sprechen, sondern ließ sie durch die vier farbigen Beamten nach dem Gefängnis führen. „Auf dem Wege bis zum Tor des Gefängnisses", heißt es im Urteil, „ist kein Widerstand geleistet", und das, zumal der Transport insofern brutal war, als die Polizeileute die Bauern körperlich, am Arm und Rockkragen, angefaßt hatten. Der Polizeichef sah diesen Transport und hinderte sie nicht. Er folgte vielmehr dem Transport und „wies die nachfolgenden Leute am Gefängnistor zurück". Naturgemäß wünschten die also zu Unrecht ihrer Freiheit beraubten Deutschen den Polizeichef Fries zu sprechen und sich bei ihm zu beschweren. Es scheint, als ob die Beamten für die Beschwerden solcher, die von Polizeibeamten mißhandelt sind, dort nicht zu haben sind — genau wie hier in Berlin, wo der Polizeipräsident bekundet hat: wenn sich jemand auf dem Polizeirevier, wo er mißhandelt ist, gar noch beschwert, muß er verrückt sein, und man dürfe ihn nach Dalldorf oder Herzfelde schaffen.

(Lachen rechts.)

Da sagt Herr Stuebel, Dr. Solf sei nicht bureaukratisch. Wenn etwas bureaukratisch und überdies strafbar ist, ist es, zwei bekannte Deutsche, auch wenn sie etwas Strafbares getan hätten, mir nichts dir nichts arretieren zu lassen, weil der betreffende die Gewalt hat. Es ist ausdrücklich festgestellt, daß die Handlung von Matzat und Hage gegenüber diesem Burschen mindestens bis zu diesem Transport ins Gefängnis straflos gewesen ist; sie hatten sich in Notwehr befunden. Nun kommt das Beste. In den Gefängnisräumen, behaupten die schwarzen Polizeibeamten, habe der Matzat Widerstand geleistet. Von Hage ist es nicht behauptet, wohl aber ist festgestellt, daß auf beide losgeschlagen ist. Hage ist von dem Beamten Falasii, Matzat von Fialii nachweisbar geschlagen worden. Auch Hage wurde angeklagt; natürlich mußte er freigesprochen werden; die beiden Polizeibeamten sind zu geringen Freiheitsstrafen verurteilt worden. Hage ist geschlagen worden, ohne die geringste strafbare Handlung begangen oder auch nur nach Annahme des Richters Widerstand geleistet zu haben. Matzat wurde noch viel böser mit dem Polizeiknüppel geschlagen. Von ihm ist im Urteil angenommen, er habe Widerstand geleistet durch die Gewalt seines Körpers — „durch körperliche Gewalt", sagt das Urteil —. Festgestellt ist durch Zeugen, daß er den Polizeiobersten Fries zu sprechen verlangte. Er wurde statt dessen verhauen, in Eisen geschlossen und außerordentlich schwer mißhandelt, wie das Attest des Arztes ergibt. Das Schließen geschah sogar auf Befehl des Fries. Wir haben ja gehört, daß dort Mangel an Ärzten ist; aber die beiden Arzte dort, die Beamte sind, werden wohl in ihrem Attest die Wahrheit ausgesagt haben. Mir ist außerdem die Photographie des Mißhandelten übersendet worden, die ich auf den Tisch des Hauses niederlegen werde, damit Sie sehen, wie ein Deutscher aussieht, wenn er — nicht nur in Berlin, im preußischen Lande, sondern in Samoa das Polizeigefängnis verläßt. So sieht ein Mann aus, der nach der Schilderung des Urteils ein starker Mann ist, dem das Kolonialamt Schutz angedeihen lassen sollte, und der von Polizisten, für deren Anstellung Sie das Geld hergeben, so übel zugerichtet wird. Dr. Schwesinger, Stabsarzt a. D-, schreibt:

Herr Pflanzer Matzat ersucht um Feststellung der an seinem Körper vorhandenen Verletzungen, die gestern, den 12. Dezember, Nachmittags nach 3 Uhr, ihm durch samoanische Polizisten mit ihren Knüppeln beigebracht worden sind. Auf der linken Seite des behaarten Hinterkopfes, etwa handbreit von dem linken Ohr entfernt, besteht eine etwa zehnpfennigstückgroße rosa blutunterlaufene Stelle, die bei leichtem Drucke bereits schmerzt. Dreifingerbreit oberhalb der rechten Schläfe ist eine mit dunkeln, blutigen Krusten geschlossene kleinere Wunde inmitten einer schmerzhaften Beule. Die Gegend hinter dem linken Ohre und am Halse ist teigig angeschwollen und sehr schmerzhaft, das Ohr selbst und die Hintere Umgebung desselben ist blaurot unterlaufen, unterhalb des Ohres ist ferner eine kleine Kratzwunde erkennbar. Im linken äußeren Augenwinkel besteht ein größerer, frischer Blutaustritt unter der Bindehaut, die beiden Augenlider daselbst sowie das untere rechte Augenlid sind stark angeschwollen, blaurot unterlaufen und am letzteren auch zwei strichförmige kleine Wunden, scheinbar durch Aufspringen entstanden. Die Unterlippe ist in der linken Hälfte stark geschwollen — durch einen Knüppelschlag — und etwa 2Vr Zentimeter vom Mundwinkel entfernt durchtrennt, sodaß die dabei entstandene Wunde 2—3 Millimeter breit klafft, sie ist mit einem weißlichen Belag bedeckt und ihre Umgebung ebenfalls blutunterlaufen; diese letztere Wunde hat jedenfalls längere Zeit stark geblutet. Es geht aus der Art der Verletzungen deutlich hervor, daß dieselben mit stumpfen, nicht kantigen und nicht besonders schweren Gegenständen und nicht mit der Hand oder Faust gesetzt find, sodaß die Angaben des Verletzten betreffend der Knüppel von Polizisten auf Wahrheit beruhen können. Auch die von ihm gemachte Zeitangabe entspricht dem Aussehen der Verletzungen. Eine dauernde Schädigung ist durch die Verletzungen nicht veranlaßt worden; die Wunde an der Lippe unten kann allerdings zu einer narbigen Einziehung daselbst führen, eine Entstellung wird aber nicht dadurch verursacht werden. Die Spannung und Schmerzhaftigkeit der Verletzungen bedingen eine mehrtägige Arbeitsunfähigkeit.



Matzat hat sich gleich darauf -- am folgenden Tage ist er entlassen — photographieren lassen. Sie sehen das ganze Zeug von Blutflecken überlaufen, sie sehen die Wunden, die ihm zugefügt sind. Er sieht so aus, als ob er von Kannibalen zugerichtet ist, aber nicht mit Polizeibeamten, die mit dem Gelde deutscher Steuerzahler zum Schutze deutscher Steuerzahler besoldet werden, zu tun gehabt hätte. M) Nun wurde der Mann unter Anklage gestellt, weil er Widerstand gegen die Staatsgewalt geleistet habe, daß er sich im Gerichtsgefängnis nicht gefallen ließ, in eine Zelle gesperrt zu werden, sondern passiven Widerstand geleistet haben sollte. Es wurde angenommen, das sei Widerstand gegen die Staatsgewalt. Er wurde in erster Instanz zu einer Freiheitsstrafe verurteilt, ich glaube von 14 Tagen oder 4 Wochen. In zweiter Instanz wurde er zwar auch verurteilt; aber die Freiheitsstrafe wurde umgeändert, und es sind ihm durchaus zu Unrecht 100 Mark zudiktiert worden. Nun, meine Herren, mag das Verhalten der einzelnen Deutschen dort sein, wie es will, — provozierend war das Benehmen dieser beiden Bauern, von denen ich gesprochen habe, nach keiner Richtung. Der eine war, was ihm die dortigen Gerichte selbst haben attestieren müssen, absolut schuldlos, der andere auch schuldlos, oder, wenn er etwas getan hat, hat er nichts weiter getan als sich gegen die Anmaßung gewehrt, daß die deutsche Freiheit, die Freiheit des Menschen nicht garantiert sei, sobald es sich um polizeiliche Angriffe handelt. Unter allen Umständen zeigt das Verhalten der Polizei dort, daß es höchst ungerechtfertigt wäre, jetzt noch die Sicherheitskräfte zu vermehren.



Meine Herren, es lag nicht der geringste Grund vor, den Mann ins Gefängnis zu schleppen. Auf dem Wege zum Gefängnis und bis Einlieferung dort hat er nach dem Urteil durchaus nichts Strafbares begangen, sondern er hat nur die rechtswidrigen Angriffe abgewehrt, deren sich minderintelligente Polizeibeamte ihm gegenüber in brutaler Weise schuldig gemacht haben. Weswegen die Hineinschubserei ins Gefängnis gerechtfertigt gewesen sei, das sagt das erste Urteil in folgender Weise:

Demnach befanden sich Fries — also der Anordner der Verhaftung —

in der rechtmäßigen Ausführung ihres Amtes, wobei bez. Hage, der sich keiner nachweisbaren strafbaren Teilnahme an dem Wortwechsel zwischen Matzat und Ftalii schuldig gemacht hat, mit zum Beginn der Tätlichkeiten beigetragen hat. Die Befugnis des Polizeivorstehers Fries zur vorläufigen Festnahme folgt aus seinem Amte, das ihm vom Gouverneur, dem obersten Verwaltungsbeamten des Schutzgebiets, übertragen worden ist, und ist ein Teil der Schutzgebietsgewalt, die in höchster Instanz dem Kaiser zusteht und von diesem mit gewissen Beschränkungen auf den Reichskanzler und Gouverneur delegiert worden ist.



Ja, nach welchen Bestimmungen, nach welchen Gesetzen eigentlich? Das Urteil fährt fort:

Eine Verhaftung, die nur durch den Richter ausgesprochen werden kann, ist nicht erfolgt.



Meine Herren, schon der feine Unterschied: keine Verhaftung, sondern Festnahme — eine Festnahme, die nach deutschem Gesetz rechtswidrig ist, da die Leute durchaus bekannt waren und, wie durch Urteil festgestellt ist, nicht das geringste Strafbare auf der Straße getan hatten! Es wird eine nicht begangene strafbare Handlung konstruiert, und es erfolgt die rechtswidrige, nach der ungeheuerlichen Annahme des Richters rechtmäßige Festnahme. Man wehrt sich gegen diese Rechtswidrigkeit, weil man annimmt, daß das deutsche Recht auch dort gelte — es ist ja dort auch eingeführt —; dafür wird man bestraft. Der ganze Widerstand hat darin bestanden, daß einer sich vieren gegenüber hat wehren müssen. Gewiß soll man Eingeborenen gegenüber nicht provozierend sein, und gewiß würde es angebracht sein, auch Deutschen gegenüber, die sich dort so oder nur ähnlich provozierend benehmen wie der Prinz v. Arenberg in Südwestafrika, mit den allerschärfsten Strafen vorzugehen. Solchen Leuten gegenüber, die roh sind, die nicht zu arbeiten verstehen, sondern die Arbeitskraft anderer ausbeuten wollen und sie außerdem noch brutal verhöhnen, wäre scharfes Vorgehen am Platz. Um solche Leute handelt es sich hier nicht, sondern es handelt sich, wie auch im Urteil festgestellt wird, um Leute, die bis zu diesem Renkontre als ruhige, arbeitsame Menschen allgemein galten. Die Pflanzer haben Briefe an mich geschrieben, worin sie mitteilen, daß sie sich mit den Eingeborenen durchaus gut stehen, aber eingeborene , Polizeibeamte, das sei etwas ganz anderes. Es ist genau so bei uns: der Kleinbauer steht mit den übrigen Leuten auf dem Lande durchweg in gutem Verhältnis; anders ist das Verhältnis der Kleinbauern — ich spreche nicht von Großgrundbesitzern —

(Heiterkeit)

gegenüber den Inhabern der Polizeigewalt. Und wenn wir hier in Deutschland, in Preußen zu klagen haben über die Überfälle durch solche Polizeigewalt

(Unruhe rechts)

ich danke Ihnen für die Zustimmung, die Sie mir durch die Bewegung Ihrer Lippen eben ausdrücken —

(Heiterkeit),

wenn wir hier darüber zu klagen haben, daß wir gegen die Polizei nicht besonders geschützt sind, sondern daß ein Schutzverein gegen Schutzleute durchaus angebracht wäre, so sind erst recht solche Schutzvereine im Schutzgebiet gegenüber solchen bureaukratischen Ausschreitungen nichtfarbiger und farbiger Polizeibeamten durchaus gerechtfertigt. Genau dasselbe, was auch hier Deutschen gegenüber geschieht, ist ja zum großen Teil in den Kolonialgebieten die Ursache von Aufständen, Unruhen u. dgl. Man kann sich eben nicht gefallen lassen, von Beamten schlimmer behandelt zu werden als ein Stück Vieh. Wenn Vieh gegenüber so vorgegangen wäre wie hier diesen beiden Deutschen gegenüber seitens der Inhaber der Polizeigewalt, dann würde man sich entrüstet haben über die Roheit, die dort seitens einiger farbiger Polizeibeamter und des dortigen Polizeigewaltigen, „Polizeipräsidenten" — das mag er sein; ich weiß nicht, wie der Titel dort ist — angewendet ist. Wenn es sich aber, wie im vorliegenden Falle, gar noch um Menschen, um Deutsche, handelt und als Resultat dabei herauskommen sollte, daß die Deutschen, anstatt geschützt zu werden, — wenigstens der eine — noch bestraft werden, so, meine ich, sollten Sie sich drei- und vierfach überlegen, bevor Sie wieder vermehrtes Geld für diese Titel bewilligen. Meine Herren, die Arbeit, die deutsche Arbeit, die Arbeit im allgemeinen soll geschützt werden, soweit sie in den Kolonien tätig ist. Die Tätigkeit aber, die in Samoa ausgeübt wird, auch wenn es sich um Gesellschaften handelt, denen der einzelne Abgeordnete freundlich gegenübersteht — das möchte ich Herrn Eickhoff gegenüber bemerken —, ist auch dann nicht im Interesse Deutschlands, wenn die Unterstützung sich bezieht auf die Unterstützung des Kapitals und der bureaukratischen Gewalt. Ich meine, wir haben keine Veranlassung, derartiges rechtswidriges Benehmen Deutschen gegenüber durch deutsches Geld zu unterstützen.



Interessant ist mir gewesen, daß von den 39 Pflanzern, den einzigen Leuten, die dort wirklich arbeiten, — ich rechne die Handelsgesellschaften, die hier in Berlin und anderswo ihr Geld haben und dort andere für sich arbeiten lassen, nicht dazu — nicht nur an andere Zeitungen, sondern auch an uns und persönlich an mich eine ganze Reihe sich gewandt hat. Ich bin gern bereit, den Herren, die sich dafür interessieren, einige Briefe zur Verfügung zu stellen, in denen erklärt wird, daß sie zwar nicht Sozialdemokraten sind, aber doch einsehen, daß schließlich allein die Sozialdemokratie auch den Bauern im Auslande helfen kann.

Meine Herren, ich werde mir gestatten, die Photographie dieses Deutschen, der einen Schutz in der Weise genossen hat, daß Polizeiknüppel auf ihn niedergesaust sind, und der dann auch noch 100 Mark Geldstrafe dafür hat zahlen müssen, auf den Tisch des Hauses niederzulegen.

(Bravo! bei den Sozialdemokraten.)

Großvater Hermann - in Samoa

Großvaters Pflanzung bei Lanutoo auf der Insel Upolu






Die ergiebigste Quelle meiner Spurensuche nach Großvater Hermann waren die Reichstagsprotokolle, insbesondere die 74. Sitzung. Sonnabend den 23. April 1904
  
https://www.reichstagsprotokolle.de/Blatt_k11_bsb00002809_00593.html
(Reichstag. — 74. Sitzung. Sonnabend den 23. April 1904). 

Um den "Fall Matzat" geht es ab Seite 2355.
Es lohnt sich, das Protokoll dieser 74. Sitzung zum Thema Samoa komplett zu lesen. Es liefert Hinweise darauf, welche Themen die Menschen in dieser Kolonie damals bewegten.

Dem "Fall Matzat" vorangegangen war nur zwei Monate zuvor die Strafsache wegen groben Unfugs gegen den Pflanzer Hermann Matzat.

‘Buchdrucker’ (book printer) Adolf Mohr was twice summoned as witness in early 1903 (Strafsache wegen groben Unfugs gegen den Pflanzer Hermann Matzat. Öffentliche Anhörung Obergericht Apia, 20 January 1903; Strafsache wegen einfacher Körperverletzung gegen den Pflanzer Hermann Matzat. Öffentliche Anhörung Obergericht Apia, 30 March 1903; contained in: ‘Die Errichtung einer deutschen Verwaltung in Samoa.’ 6 September 1903 – February 1904. Vewaltungssachen 4g KA III Gr 29 Reichkolonialamt file RKA 2949 (microfilm, National Library of Australia, Canberra).
http://csusap.csu.edu.au/~dspennem/BookStore/ISBN97819212200050.pdf


 

 





Donnerstag, 11. Oktober 2018

Großvater Hermann - während des 1. Weltkriegs interniert

Einen wahren Schatz habe ich in den National Archives of Australia entdeckt:
Quelle: http://www.naa.gov.au/collection/search/index.aspx 

Ein Foto zeigt unseren Großvater als Gefangenen während des Ersten Weltkriegs.
Das Foto ist wahrscheinlich 1915 entstanden. Damals war Großvater 42 Jahre alt. 



Album of identification photographs of enemy aliens (civilian and prisoner of war) interned at Liverpool Camp, NSW during World War I 





Beim Liverpool Camp handelt es sich um das
Holsworthy Internment Camp / Holsworthy Internierungslager
, das am Rande der Stadt Liverpool liegt. 

Alle deutschen und deutschstämmigen Männer wurden mit Beginn des Ersten Weltkriegs in Internierungslager gebracht und nach Ende des Krieges nach Deutschland ausgewiesen.
Die Rückreise erfolgte nach Southampton UK.
1920 war das Lager geräumt.
 
Es lohnt sich, die Seiten durchzusehen, denn es ist bemerkenswert, was die Internierten dort gegen den Lagerkoller auf die Beine stellten. Die Maßnahmen reichten bis zur Errichtung von Schulungsklassen, in denen neben vielen musischen Fächern auch die Tischlerei und Zimmerei unterrichtet wurden. Dass das Zimmerer- und Tischlerhandwerk auch praktisch zum Einsatz kam, war daran zu erkennen, dass die Internierten zunächst in Zelten unterkamen, die im Laufe der Zeit durch feste Häuser ersetzt wurden.

  

 






Mittwoch, 10. Oktober 2018

Großvater Hermann - Australische Zeitungsartikel

In den Jahren 1908, 1911 und 1913 erschienen in verschiedenen Zeitungen Artikel, in denen über die Erzeugnisse und Ergebnisse und auch Erfolge von Großvater Hermanns Pflanzungen berichtet wurde.

Quelle: https://trove.nla.gov.au/  , National Library of Australia

Diese Artikel lieferten mir eine genauere Beschreibung, wo Hermann Matzats Pflanzung lag. Außerdem zeigten sie auf, was er anbaute und welche Gründüngung er nutzte.
Unser Großvater war so engagiert, dass er offenbar gern über seine Arbeit Auskunft gab.


Aus The Bundaberg Mail and Burnett Advertiser (1892 – 1917), Fr 13. März 1908
Der Artikel erschien auch in Chronical an North Coast Advertiser (1903 – 1922) , Sa 21 März 1908

COTTON GROWING.
About 19 bags of Caravonica cotton, grown by Mr. Hermann Matzat on his land at Rocky Point (says the 'Port Douglas and Mossman Record') was recently forwarded to Dr. Thomatis, Cairns. The cotton was picked by aboriginals from the Daintree River, who gave absolutely no trouble. Mr. Matzat's cotton is said to show much better growth than even that grown at Caravon, near Cairns, by Dr. Thomatis himself, and he has a standing offer of 3d. lb for all he can grow. We understand that Mr. Archie Rutherford has cleared a small area at Saltwater near Mr. Matzat's which he intends to plant with Caravon cotton.

Aus The Brisbane Courier (1864 – 1933) , Di 12 Dez 1911

Tropical Agriculture.
In the report for October the Instructor in Tropical Agriculture (Mr Howard H. Newport) states that he visited the selection of Mr. H. Matzat at Rocky Point, near Port Douglas. Here there is a fine young cocoanut plantation, which bids fair to be very successful. He was using as a cover crop a species of Desmodium, which was growing remarkably well and fitting its purpose to perfection. The instructor also stated that he had visited a large number of settlers and gave them advice and information regarding cocoanuts, rubber, vanilla, and bananas, and the culture of other tropical plants. One matter in which the settlers were particularly interested was the suitability of various soils for specific crops. A run was made along the Cairns- Mulgrave tramway, and the small Para rubber plantation, of Mrs (Dr ) Koch. near Hambledon, was visited. The soil and climate was proving eminently suitable for this variety Mr. Newport also attended at a number of State schools, and delivered lectures and addresses to the children on matters of use and interest to them in connection with tropical agriculture.

Aus The Queenslander (Brisbane 1866 – 1939), Sa 11 Jan 1913
COCOANUTS IN THE NORTH.
Mr. H. Matzat, who has a cocoanut plantation near Port Douglas, has a very high opinion of cocoanuts as a crop for the north. He considers that it offers better means of settling the northern areas than any other crop. Cotton, coffee beans, rubber, bananas, rice, corn, and cattle require too much labour. The drawback is the long wait—8 years— before the trees come into bearing. To overcome this difficulty he thinks it would be advisable for the Government to advance 1/ per tree per year, which would enable growers to plant trees without danger of getting into the hands of the storekeepers or of starving. He points out that the Mossman mill cost £120,000, a sum that would bring 800,000 trees into bearing and keep 100 settlers on ground that was now deserted, and bring in double the financial return. Mr. Matzat said he had had a hard time in getting his plantation into good order, owing to losses from bush fires, etc., but he valued his property now at £5000. In a communication to the Department of Agriculture and Stock, Mr. Matzat supplied some interesting information regarding the industry on which he has embarked. His trees, he says, will bear 200 nuts or more a year, which will yield one cwt. of copra, equal to about £1 per tree per year. (These estimates are far too optimistic—Ed. Q.) He has 3000 trees in various stages of growth. The trees continued in full bearing about fifty years. The nuts can be harvested by a man with a waggon. The nuts are brought to near a shed, where they are split open, and the white part exposed to the sun,after which the white part is removed from the shell and placed in a shed to dry. They must not have rain or dew on them or they will grow a fungus. One man can make more than a ton of copra per week. Mr. Matzat has shown great energy and perseverance on his holding. He has built a house of good timber, and constructed so as to stand the force of cyclones, which are experienced in the region in which he lives. He has also built a number of other structures required in connection with his farm. He has also gone in for cotton and Soya beans. The cocoanut plants draw great sustenance from a creeping clover which covers the ground, and the value of which, he said, was not generally recognised. The cocoanut trees grown near this creeper extend their roots to reach them, and give in comparably better returns than those standing near grass.

Diese Zeitungsartikel lieferten mir den Standort von Großvaters Pflanzung
Rocky Point, Queensland 4873, Australien bei
Port Douglas, Queensland 4877, Australien

"Cooee," wurde das Haus genannt.  
 "Cooee,"a house on the Daintree, Mossman Beach, about 7 miles from the Daintree River Heads. "Cooee" was built by a cocoanut grower named Herman Matzat



Damals hat Großvater nicht ahnen können, dass  diese Artikel 100 Jahre später seinen Enkeln bei der Spurensuche helfen würden. 

Im Weiteren entdeckte ich noch eine Zeitungsanzeige für eine Auktion, in der Großvaters Pflanzung zur Standortorientierung angegeben wird: 



Cairns Post, Di 20 Dez 1910, Page 4 Advertising



FOR SALE BY PUBLIC AUCTION

E. F. WELCHMAN has received instructions from Mr. A. P. Way to sell by Public Auction at his Premises, Mill street, Mossman, on SATURDAY, December 30 at 3 p.m.. Selection 292, Parish Whyam beel, county Nares, containing 200 acres, at Rocky Point, having a sea front of nearly half a mile, .fine residential site, healthily situated, was once occupied as a dairy and banana plantation. Easily accessible by boat from Port Douglas and road from Mossman. Land near occupied by Mr. Hermann Matzats. Caravonica Cotton (which fetched highest price in the Home market), and Cocoanuts grow to perfection. The land offered for sale on the 31st inst should grow rubber and other tropical plants, to perfection also. Title Deeds open to inspection at the Auctioneer's Office. Sale 3 p.m. December 31st E. F. WELCHMAN,

AUCTIONEER.

https://trove.nla.gov.au/newspaper/article/39880167

Meine weitere Suche zeigte sogar auf, was aus Großvaters Plantage nach seiner Enteignung und Deportation wurde:


MOSSMAN NOTES. (For the "Post" and "Herald.")
Cairns Post (Qld. : 1909 - 1954) Tuesday 30 March 1920 p 2 Article
 ...
Mr. and Mrs. Herbert Smith, late of Saltwater Road cane-farm, are taking up their residence at "Cooee," a house on the Daintree, Mossman Beach, about 7 miles from the Daintree River Heads. "Cooee" was built by a cocoanut grower named Herman Matzatt, who was interned at Liverpool Camp near Svdney, during the late war. This gentleman was recently deported to Germany, together with Paul Freeman and others. 
MOSSMAN NOTES. (For the "Post" and "Herald.")
Cairns Post (Qld. : 1909 - 1954) Monday 12 April 1920 p 2 Article
...
Farms still continue to change owners, thc latest to be sold being Mr. Will Smith's Saltwater property. Mr. Herb Smith; after disposing of his cane interests to his brother Will, left last week with his wife to take up his residence at "Cooee", a house on a cocoanut selection on the Daintree Mossman Beach, seven miles from the Daintree Heads. Much interest is evinced in this property, as it once belonged to an industrious German named Herman Matzatt who, towards the end of the late European War, was interned near Sydney. It is currently reported, that Matzatt was deported to Germany at the same time as the famous Paul Freeman, whose name was certainly a misnomer.

Insgesamt war die National Library of Australia bzw. trove ( https://trove.nla.gov.au/ ) die ergiebigste Website bei meiner Spurensuche nach seinem Aufenthalt in Australien. Sogar sein Foto erscheint auf den Seiten der National Library.   









Montag, 1. Oktober 2018

Istanbul Türkei 1988 - Teil 1 - Wahl der Reise

In den letzten Monaten vor ihrem Tod sagte mir Mutti, dass sie keine Kraft mehr habe, ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. Sie wollte, dass sie, dass ihr Leben, uns in Erinnerung bleiben und sie war traurig, dass sie uns ihre Geschichte nicht mehr hinterlassen konnte.
Sie hat uns jedoch ihre Reiseberichte hinterlassen, ihre ganz persönliche Sicht auf diese Reisen. Wenn ich in ihren Berichten lese, dann ist es so, als ob Mutti zu uns spricht. Ich lese und mein inneres Ohr hört ihre Stimme ...

Es ist schön, sich schnell mal anzufassen, sich ansehen und zu wissen der Andere sieht und fühlt das Gleiche.

Abends prosten wir uns bei einem sehr guten Rotwein, auf noch viele gemeinsame Fahrten bei Gesundheit, zu.

Wenn einer eine Reise macht , dann kann er was erzählen … und wir können …

Für Muttis Reisebericht, den wir gescannt und "computergerecht" aufbereitet haben, wurde der Zeichensatz Courier gewählt. Dieser kommt dem Schriftbild der Originalvorlage sehr nahe, denn Mutti hat für ihre Texte eine damals in vielen Haushalten gängige mechanische Reiseschreibmaschine genutzt. 
Mutti hat den Text gemäß den damals geltenden Rechtschreibregeln verfasst. Die später folgende Rechtschreibreform machte zum Beispiel aus "ß"  "ss", wenn der vorangehende Vokal kurz gesprochen wird. So wurde aus "daß" "dass" und bei "Fuß" blieb das "ß". 


Überlegungen zur Auswahl der Reise


Istanbul – Türkei – 11.10. bis 20.10.1988
Das Reiseland dieses Jahr.


Istanbul - Brücke über den Bosporus

Victor hat 1986 schon einen Abstecher nach Istanbul, der Stadt am Bosporus, der zwei Kontinente Europa und Asien von einander trennt, von Bulgarien aus gemacht und mir viel davon erzählt.

Ich möchte auch die Stadt sehen. Wir erwägen noch dieses Jahr hin zu fahren, denn auch in der Türkei entdeckt man den Tourismus als guten Devisenbringer und Einnahmequelle.
Das Reisebüro Zauner vermittelt, weil sie selber nicht genügend Teilnehmer zusammen bekommen, eine Fahrt mit „Rubin - Zürich“. Wir werden aufmerksam, Rubin macht doch Werbefahrten. Weil im Reisepreis aber noch zusätzlich eine Dampferfahrt zu den Prinzeninseln und eine Fahrt in das Fischerdorf „Kilyos“am Schwarzen Meer enthalten sind, entscheiden wir uns dafür. Andere Reiseveranstalter sind mit ihren Preisen auch etwa in der gleichen Höhe.
Wenn einer eine Reise macht , dann kann er was erzählen
und wir können …


Istanbul Türkei 1988 - Teil 2 - Dienstag, 11 .0ktober 1988 - durch Jugoslawien

Dienstag, der 11 .0ktober 1988

Wir müssen um 1/2 5 Uhr aufstehen, denn für 1/4 nach ist das Taxi bestellt. Der Bus, der aus Heilbronn kommt, ist schon da. Er fährt, weil schon alle da sind, 10 Minuten früher als vor gesehen ab (5:50). Herrenberg, die Raststätte Schönbuch und Ulm sind unsere nächsten Stationen um noch Mitreisende aufzunehmen, dann geht es in Richtung München los.
Das Wetter ist neblig und frisch, zeitweise regnet es auch. Im Bus ist es warm aber nicht sehr bequem, der Sitzabstand zu eng für eine so weite Fahrt, die ja immerhin 3 Tage dauern wird. Mit einigem Befremden erfahren wir, daß nur ein Fahrer da ist. Später kommen wir so langsam hinter die Machenschaften des Busunternehmens „Ernesti. Damit auf dem Fahrtenschreiber, die Fahrzeitüberschreitung nicht nachweisbar ist, unterschreibt eine Bekannte des Fahrers als zweiter Chauffeur, sitzt aber während der sechs Tage nicht einmal am Steuer. Zum Glück ist Lothar“ ein sicherer Fahrer, der einige Male sein Können unter Beweis stellen muß. 10 nach 10 sind wir in München und erreichen um 12 Uhr den Grenzübergang Salzburg. Die Abfertigung dauert nur 10 Minuten. Von fern sehen wir die Hohensalzburg und die Stadt, sogar die Sonne, die sich zaghaft blicken läßt. Von 12 Uhr 25 bis 13 Uhr 45 wird direkt an der Autobahn, in einer Wienerwald-Gaststätte Mittagsrast gemacht. Wir verzehren unsere mitgebrachten Brote und genießen die Sonne, die es jetzt gut mit uns meint. Auf der Weiterfahrt erwartet uns nach jedem Tunnel anderes Wetter. Auch an der jugoslawischen Grenze, die wir 16 Uhr 45 erreichen, dauert die Passkontrolle nur 10 Minuten. Eine knappe Stunde haben wir Pause und können uns die Umgebung näher ansehen. Es hat sich viel verändert·seit wir das erste Mal hier über die Grenze gingen. Die Grenzstation ist ausgebaut, an das Rasthaus kann ich mich auch nicht mehr erinnern. Die ganze Strecke den Loibelpass nach kommt mir nicht mehr so gefährlich vor. Kommt es davon, daß ich heute, nachdem wir nun schon öfter ins Gebirge gefahren sind und ich nicht mehr vor lauter Angst am liebsten in ein Mauseloch krieche, das großartige Panorama genieße, oder täuscht die Erinnerung. Victor meint, es ist alles noch so wie früher. Es ist schön, sich schnell mal anzufassen, sich ansehen und zu wissen der Andere sieht und fühlt das Gleiche. Abends prosten wir uns bei einem sehr guten Rotwein, auf noch viele gemeinsame Fahrten·bei Gesundheit, zu.
Auf der Weiterfahrt um 17 Uhr 35 wird es langsam kühl und dunkel.
Es ist eine herrliche Landschaft durch die wir fahren. 20 nach 8 sind wir im „Hotel Park“ in Zagreb. Wir bekommen Zimmer 217 und gehen gleich, nachdem wir unser Gepäck hoch gebracht haben, zum Essen. Es gibt für Victor : Calamaris, Salzkartoffeln und Salat, ich bekomme: Cevapcici, Reis und Salat. Als Vorspeisee habeen wir beide ein Hörnchen mit Butter und Weißkäse dazu einen herrlichen Wein und zum Schluß gekühlte Melone. Mit einer Flasche Mineralwasser für die Nacht geht es um 22 Uhr 15 ins Bett. Das Zimmer ist sauber und warm, die Betten gut (3 Bett-Zimmer) und wir müde.