Montag, 1. Oktober 2018

Istanbul Türkei 1988 - Teil 3 - Mittwoch, 12. Oktober 1988 - Übernachtung in Bulgarien

Mittwoch, der 12. Oktober 1988

Wir haben gut und fest geschlafen. Nur viel zu kurz, denn um 6 Uhr heißt es aufstehen. Um 6 sollte geweckt werden, das Telefon klingelt erst 15 Minuten danach und um ½ wird schon gefrühstückt. Kaffee oder Tee, 1 Brötchen, Butter und Marmelade. 20 nach 7 Abfahrt in Richtung Belgrad. Uns kommt der Soldatensender Belgrad in den Sinn, er machte das Lied „Lili-Marlen“ bekannt.
Noch kommt die Sonne nicht durch den Nebel, er ist zeitweise sehr dicht und von der Landschaft nichts zu erkennen.
So befassen wir uns etwas mit unseren Mitreisenden. Neben uns sitzen zwei nette, alte Damen, freundlich und still. Sie teilen sich ein Zimmer um den Einzelzimmerzuschlag zu sparen. Vor uns ist ein Ehepaar aus Backnang, er 63 und sie 55 Jahre alt. Sie haben beide bei Telefunken geschafft, sind jetzt in Rente. Wir tauschen Erinnerungen aus und sie erzählen über Veränderungen in Backnang.
Hinter uns sitzen 3 Paare aus Herrenberg, eine Clique über deren Vorurteile wir nur den Kopf schütteln können. Da ist auch noch die alte Frau mit ihrem Pudel „Butzi“, die uns erst nur auffällt, weil sie öfter nach vorne kommt um Bier zu kaufen.
Unsere erste Rast heute ist von 10 Uhr 40 bis 11. Bei einer Bäuerin die hier ihren Obststand hat, kaufen wir für 6000 Dinar – 3,50 DM je kg Trauben, von denen Victor nachher behauptet nie so gute gegessen zu haben, und Birnen.
Zur Toilette kann nicht gegangen werden weil es so dreckig ist. Es ist ein Stehklo, wie es in den Balkanländern üblich ist und man soll auch noch 0,50 dafür bezahlen.

12 Uhr 10 erreichen wir die ersten Vororte von Belgrad und überqueren die Donau. Nach einer 1/2 stunde liegt die Stadtkernumfahrung hinter uns und wir machen am Motel "Jerina" bis 14 Uhr Pause. Endlos zieht sich die Fahrt auf dem berüchtigten Autoput hin. Links und rechts sind riesige Mais- und Sonnenblumenfelder. Sie sind zum Teil schon abgeerntet und abgebrannt. Nun wird uns auch klar warum diese Dunstglocke über dem Land liegt. Zwischendurch zeugen am Straßenrand ein Autowrack oder ein Kreuz von der Gefährlichkeit der eintönigen Strecke. Man kann sich gut vorstellen, was passiert, wenn die Fahrer aus Übermüdung einschlafen. Uns tritt der Leichtsinn des Busunternehmens, uns nur mit einem Chauffeur los zu schicken, deutlich vor Augen. Zweimal muß Lothar heute für Geschwindigkeitsüberschreitung Strafe zahlen.
Die landschaftlich schönste Strecke erleben wir in der Abenddämmerung und sind um 18 Uhr 05 jugoslawisch-mitteleuropäischer Zeit und 19 Uhr 05 bulgarisch-osteuropäischer Zeit an der Grenze.
Hier warnt der Fahrer Batzis Frauchen, denn inzwischen hat sich heraus gestellt, daß sie nicht einmal einen Reisepaß besitzt, nur eine Bescheinigung über den Verlust , geschweige denn über die Richtlinien zur Einführung des Hundes Bescheid weiß, lieber in Jugoslawien zu bleiben und nicht weiter mit zu fahren. Sie ist nicht dazu bereit. Nach einer Stunde, nachdem die bulgarischen Grenzer durch gutes Zureden und einer kleinen Bestechung, ein Auge zudrücken, geht die Fahrt in Richtung Sofia weiter.
Um 22 Uhr 30 kommen wir bei völliger Dunkelheit in"Borovets" im Rilagebirge an. Die letzte Strecke ist uns ein Polizeiauto voraus gefahren, um uns den richtigen Weg zu zeigen. Der Fahrer ist diese Strecke angeblich noch nie gefahren, bei den anderen Fahrten soll immer in Sofia übernachtet worden sein. Die kyrillische Schrift kann er auch nicht lesen. Wir bekommen Zimmer 221 im Sporthotel "Rila". Es ist noch ziemlich neu ca. 2 Jahre und gut eingerichtet.
Neben der Rezeption kann man für Devisen eine Marke, für ein Menü und eine Flasche Wein, kaufen. Für 35,-DM bekommen wir dann: Schinken im Teig, Salat, Güvetsch und Pommes, ein Getränk und zum Nachtisch ein Stück Torte. Natürlich auch den Wein, allerdings nicht so einen guten wie am Vorabend in Zagreb. Um Mitternacht sind wir endlich im Bett. Es ist gut, aber das Zimmer ist nicht geheizt und uns ist nicht gerade warm, wir sind nun ja im Gebirge und ca. 1500 m hoch.



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