Wir
haben gut geschlafen, bis auf den ersten Morgenruf - Allah ist der
Größte – Um 5 Uhr früh erschallt es von allen Minaretten
Istanbuls, wie ein Ruf mit vielen Echos. Danach schlafen wir aber
wieder ein und erwachen erst kurz vor sieben. Unser 3-Bett-Zimmer ist
sehr klein, wenn wir aus dem
Bett steigen, müssen wir die
Füße gleich schräg stellen, denn mehr Platz ist nicht zwischen den
Betten. Der Balkon geht irgendwo zum Hinterhof raus und man kann im
Nachbarhaus den Familien in den Kochtopf gucken. Im übrigen ist das
Zimmer aber sauber und wir können
nicht klagen.
Zum
Frühstück gibt's Brot, Butter, Käse, Marmelade oder Honig und
grünen Tee. Gestern hat' s noch Ärger gegeben wegen Batzi und
seinem Frauchen. Für Hunde ist der Zutritt zum Hotel verboten. Den
Vorschlag Batzi in den Heizungskeller zu bringen, hat sein Frauchen
abgelehnt. Wo
sie jetzt untergebracht ist, wissen wir nicht.
Um
8 Uhr beginnt die Stadtrundfahrt und als erstes ist die "Blaue
Moschee oder Sultan Ahmet Moschee" auf dem Plan. Heute haben wir
Frauen unsere eigenen Kopftücher dabei und hier wird es garnicht so
streng genommen. Blaue Moschee heißt sie, weil sie innen mit
wunderschönen blau-grünen Kacheln ausgestattet ist.
Um
die Blaue Moschee rangt sich eine Sage: sie hat als einzige
Istanbuler Moschee 6 Minarette. Als Sultan Ahmet I. zu seinem groben
Pilgerzug nach Mekka aufbrach, gab er seinem Baumeister den Auftrag
eine Moschee mit goldenen Minaretten zu bauen.
Der
Baumeister, ein Schüler von Sinan, merkte, daß das Geld dafür nie
reichen würde. So baute er nun einfach eine mit 6 Minaretten, denn
Gold und sechs haben in der Türkischen Sprache den selben
Gleichklang. Der Sultan war bei seiner Heimkehr sehr aufgebracht als
er steinerne Türme erblickte, verzieh seinem Baumeister aber
großzügig. Nun tauchte aber das nächste Problem auf. Nur die
Moschee in Mekka durfte 6 Türme haben und so stiftete Ahmet um auf
seine 6 Minarette nicht verzichten zu müssen für Mekka das siebente
Minarett.
Man
kann die Pracht nicht beschreiben, wenn die Sonne sich in den bunten
Glasfenstern bricht. Der ganze große Raum ist mit Teppichen
ausgelegt, die alle irgend jemand gestiftet hat. Seit 1978 ist in
der Sultansloge ein Teppichmuseum.
Zu
jeder
Moschee
gehört
auch
ein
soziales
Zentrum.
Es
besteht
aus
einer
Koranschule,
Armenküche,
Hospital,
u.s.w. und
das
imponiert
uns besonders.
Von
der Blauen Moschee geht es weiter bis zur Galata-Brücke über das
Goldene Horn. Es teilt das europäische Istanbul in zwei Teile. Auf
der europäischen Seite befinden sich 7/10 und auf der asiatischen
Seite 3/10 der Stadt. Vorbei an vielen Sehenswürdigkeiten überqueren
wir die Bosporus-Brücke und sind nun in Asien. Eigentlich habe ich
mir das ganz anders vorgestellt. Ein anderer Erdteil, man merkt
nichts davon. Die Menschen sehen genauso aus wie drüben, die Häuser
sind die gleichen. Muss man so einen Schritt zu Fuß oder wenigstens
mit einem nicht so alltäglichen Verkehrsmittel wie einem Bus machen?
Wir
besuchen eine Knüpfschule. Hier werden junge Mädchen praktisch wie
bis zur Meisterprüfung gebracht, müssen allerdings das Knüpfen
schon gut beherrschen. Sie arbeiten in der Zeit, die sie hier
verbringen 3 Teppiche, einen für sich und zwei
für
den Basar 54. Es ist eine staatliche Institution, die die Ausbildung
der Mädchen finanziert und mit ihren Arbeiten Devisen für den Staat
kassiert. Es werden die bekannten Hereke-Teppiche aus Naturseide
geknüpft. Ein Teppich hat pro Quadratmeter 1.000.000 Knoten und ein
Mädchen braucht ca. 2 1/2 Jahre dafür.
Wieder
in Europa, auf
zum
Topkapi Palast. Leider lässt Gülen uns hier viel zu wenig Zeit. Für
die Schatzkammer 30 Minuten und für die berühmte Porzellansammlung,
die aus sehr schönen alten Stücken aus China und der übrigen Welt
besteht, auch nicht mehr.
Wieder
in den Bus
rein,
auf
zur
„Süleyman
Moschee“.
Sie
wurde
von
1550
-
1557
erbaut
und
ist
das
bedeutendste
osmanische
Bauwerk
in
Istanbul.
Sie
steht
auf
einen
der
Sieben
Hügel
der
Stadt
auf
einem
heute
nicht
mehr
vorhandenen
Sultanspalast.
Sie
besteht
aus drei Teilen:
Außenhof,
Innenhof
und einem Kuppelbau als
Gebetsraum.
Um
den
Außenhof
liegen
weitere
Bauten:
die
frühere
Akademie,
Karawanserei,
Spital,
Arzneischule,
Armenküche
und
Bäder.
Unter der Kuppel im Gebetsraum hängen schwarzbemalte Straußeneier.
Ihr
Geruch
soll
das
Netzweben
der
Spinnen
verhindern.
Östlich
der
Moschee
befindet
sich
ein
interessanter
Friedhof,
auf
dem
sich
die
Gräber
von
Süleyman
I.
und
seiner
russischen
Frau
„Roxane“
befinden.
Gegenüber
der
Moschee,
auf
der
anderen
Straßenseite
sind
in
einer
Gasse
alte
verkommene
Häuser,
die
noch
richtige
Haremsfenster
haben,
aus
denen
die
Frauen
raussehen
konnten
ohne
selber
gesehen
zu
werden.
Ich
kaufe
mir
ein
türkisches
Kochbuch
in
deutscher
Sprache
und
bin
stolz,
weil
ich
es
etwas
runterhandeln
kann.
Kauf eines deutschsprachigen Kochbuchs auf dem Basar
Wieder in den Bus rein, durch den dicksten Verkehr zu einer Lederfabrik. Im Bus haben die Meisten „ja“ geschrien als Gülen fragt,ob sie billig Lederwaren einkaufen wollen. Billig ist ein weiter Begriff. Die Sachen sind gut,haben aber auch ihren Preis und auf keinen Fall preiswert. Endlich, nachdem Gülen sich erst schön nach Hause fahren läßt und wir mal wieder im schönsten Feierabendverkehr nach über einer Stunde im Schritttempo im Hotel landen, sind wir vollkommen erschöpft. 20 Uhr 30 schon ziemlich lustlos brechen wir zum Bauchtanz auf. Was uns nun erwartet: ein Riesensaal mit langen Tischen und Massenabfütterung, sehr laute Musik. Victor steckt sich Serviettenstückchen in die Ohren, na, und der Bauchtanz ist mies, drittklassig, wir haben schon viel besseren gesehen, sogar bei uns in Stuttgart. Nur eine Tscherkessen-Gruppe ist sehr gut und verdient unseren Beifall. Das Essen ist nicht schlecht, Salat, gebackene Auberginen, Joghurtsoße, Fleisch und Reis. Der Nachtisch besteht aus Melonen und Trauben und ist sehr dekorativ angerichtet dazu gibt es pro Kopf eine halbe Flasche Wein. Victor sieht so seltsam aus und ich frage paar mal ob ihm etwas fehlt. Seine Antwort, ich bin nur müde, wenn er das zugibt will es schon was heißen. Der beste Beweis, als unsere Alleskäuferin, eine, die alles kauft, einfach nur um zu kaufen, sich ohne Rücksicht auf die Bühne drängt und mittanzen will, weiß er am nächsten Tag nichts davon. Er hat mit offenen Augen geschlafen. Nach einer Fahrt durchs nächtliche Istanbul, bei dem wir beim besten Willen nichts mehr aufnehmen können, geschweige was erkennen, kommen wir weit nach Mitternacht ins Hotel zurück.
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