Montag, 17.
Oktober
1988
Wir
haben uns
gut ausgeruht
und freuen
uns auf
die Fahrt
nach Kylos am
schwarzen Meer.
Hoffentlich
findet sie
auch statt.
Nach
all den Streitereien wegen Gülen, inzwischen hat es jeder gewußt,
daß sie uns nur ausnimmt und auf ihren Vorteil bedacht ist, steht
die Fahrt noch gar nicht fest. Lothar hat keine Lust und würde sie
uns am liebsten ausreden. Er gibt aber zu, wenn nur einer die Fahrt
wünscht muß er fahren, und
wir wollen!
Wie
jeden Morgen wird der Hoteleingang von Straßenhändlern belagert.
Sie haben bis jetzt einige Geschäfte mit unserer Gruppe gemacht.
Sogar Victor hat 15 Paar "Lacoste Socken"für 10 DM
gekauft. Die Händler sind aber nicht zu aufdringlich und wir haben
alle unseren Spaß bei jeder runter gehandelten Mark. Für unsere
Rückfahrt, morgen ist es so weit, kaufen wir schon Proviant ein. Auf
unserm morgendlichen Bummel sehen wir ein Geschäft mit netten
Kleidern zwischen 50,- und 100,- Mark. Falls uns abends noch Zeit
bleibt, werden wir rein gehen. Viertel vor zehn brechen wir zu
unserer Tagestour auf. Kaya hat seinen Freund geschickt, der als
erstes eine Cassette, von Kaya besprochen, abspielt. Auf nette Art
wird uns "Tunsche" vorgestellt. Kaya selbst will und muß
zum deutschen Konsulat um den Rückflug für den kranken Herrn zu
organisieren. Die Geldfrage muß auch noch geklärt werden. denn das
Krankenhaus will im voraus bezahlt werden. "Rubin" hat sich
bereit erklärt das Geld für die Kosten erst einmal vorzustrecken.
Obwohl es regnet wird es einer schöner Tag. Tunsche erklärt und
erzählt. In diesen paar Stunden hören wir über das Leben und die
wirtschaftliche Situation der Istanbuler mehr , als in all den Tagen
vorher. Victor hat sein Badezeug dabei aber das Wetter verschlechtert
sich noch mehr. Kylos empfängt uns nicht sehr freunadlich, die hohen
Wellen kommen mit weißen Gischtkronen an den schmalen und
schmutzigen Strand. Wir haben zu viel erwartet, der Sommer ist vorbei
und die Saison.
Zum
Mittagessen kehren wir außerhalb von Kylos ein. Tunsche geht mit dem
Wirt von Tisch zu Tisch und jeder kann das bestellen und wählen was
er gern möchte. Sei es nun Fisch, Hammel- oder Rindfleisch, Suppe
oder Salat, Bier oder Wein, jeder Wunsch wird erfüllt. Zum Schluß
bekommt jeder vom Wirt entweder Tee oder Türkischen-Kaffee umsonst.
Jede Tasse wird extra zubereitet und macht ziemlich Arbeit zumindest
gehört viel Geduld dazu. Die ganze Familie des Wirtes, ob Großvater
oder der kleine Sohn, jeder ist bemüht, es jedem recht zu machen,
und wir fühlen uns auch richtig wohl.
Nach
Istanbul zurück gekehrt, führt Tunsche uns noch in ein Restaurant
wo es richtigen Kaffee gibt, man muß nur Nescafe bestellen, und
Kuchen. Es wirkt so russisch, ist auch grün und weiß gestrichen wie
viele Stadthäuser in Leningrad.
Was
ist nur mit unserer Gruppe los? Wieder ist jemand aus dem Lokal ohne
seine Zeche zu begleichen und Tunsche bezahlt sie aus seiner Tasche.
Hoch
über dem Ufer des Bosporus liegt in einem großen Park der „Yildis
Palast“ - Sternen-Palast. Er wurde im Urmodell der Osmanischen
Residenzen gebaut und Sultan Abdülhamit II., der hier 33
Jahre residierte und in ständiger Angst vor Attentaten lebte,
ließ hohe starke Mauern um den Palastkomplex bauen und sich von
14.000 Soldaten, die hier stationiert waren, bewachen. Eines der
mehreren Lustschlösschen „Malta Köskü“ ist heute ein vornehmes
Café innerhalb dieser Mauern.
Die
Zeit reicht auch für einen Basarbesuch.
Wir lassen noch einmal den Trubel,
rings um uns, auf
uns einwirken und gehen dann zu dem Kleidergeschäft.
Ich bekomme
ein Kleid
für 57,-DM
und Victor
und Michael ein
Baumwolloberhemd.
Abends
sitzen wir
in der
Hotelhalle noch
etwas mit
den Andern
beisammen
und jeder
bestätigt, dies
war der
schönste Tag
in Istanbul.
Batzi und
sein Frauchen
waren die
letzten 2
Tage wieder
mit uns
zusammen. Die
Tage zuvor
waren sie
von Gülen
nicht einmal
zu der
Stadtrundfahrt mitgenommen
worden, weil
sie das
Ausflugspaket für
195,-
, für
sie zu
teuer,
nicht gebucht
hatte.
Die
Frau erzählte
mir, daß sie
in einer
sehr dreckigen
Absteige, wo
die Straßenhändler
wohnten,
untergekommen
war. Man
hatte ihr
im Reisebüro
Zauner nichts
davon gesagt,
daß sie
den
Hund nicht
ins Hotel bringen
darf. Ich
glaube, ich
hätte bei
soviel
Schwierigkeiten
den Mut
verloren.
Man merkte
es ihr
auch an,
das war
ein bißchen
zu viel -
Istanbul
zu hautnah
- .
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