Montag, 1. Oktober 2018

Istanbul Türkei 1988 - Teil 8 - Montag, 17. Oktober 1988 - Schwarzes Meer und Basarbesuch

Montag, 17. Oktober 1988
Wir haben uns gut ausgeruht und freuen uns auf die Fahrt nach Kylos am schwarzen Meer. Hoffentlich findet sie auch statt.
Nach all den Streitereien wegen Gülen, inzwischen hat es jeder gewußt, daß sie uns nur ausnimmt und auf ihren Vorteil bedacht ist, steht die Fahrt noch gar nicht fest. Lothar hat keine Lust und würde sie uns am liebsten ausreden. Er gibt aber zu, wenn nur einer die Fahrt wünscht muß er fahren, und wir wollen!
Wie jeden Morgen wird der Hoteleingang von Straßenhändlern belagert. Sie haben bis jetzt einige Geschäfte mit unserer Gruppe gemacht. Sogar Victor hat 15 Paar "Lacoste Socken"für 10 DM gekauft. Die Händler sind aber nicht zu aufdringlich und wir haben alle unseren Spaß bei jeder runter gehandelten Mark. Für unsere Rückfahrt, morgen ist es so weit, kaufen wir schon Proviant ein. Auf unserm morgendlichen Bummel sehen wir ein Geschäft mit netten Kleidern zwischen 50,- und 100,- Mark. Falls uns abends noch Zeit bleibt, werden wir rein gehen. Viertel vor zehn brechen wir zu unserer Tagestour auf. Kaya hat seinen Freund geschickt, der als erstes eine Cassette, von Kaya besprochen, abspielt. Auf nette Art wird uns "Tunsche" vorgestellt. Kaya selbst will und muß zum deutschen Konsulat um den Rückflug für den kranken Herrn zu organisieren. Die Geldfrage muß auch noch geklärt werden. denn das Krankenhaus will im voraus bezahlt werden. "Rubin" hat sich bereit erklärt das Geld für die Kosten erst einmal vorzustrecken. Obwohl es regnet wird es einer schöner Tag. Tunsche erklärt und erzählt. In diesen paar Stunden hören wir über das Leben und die wirtschaftliche Situation der Istanbuler mehr , als in all den Tagen vorher. Victor hat sein Badezeug dabei aber das Wetter verschlechtert sich noch mehr. Kylos empfängt uns nicht sehr freunadlich, die hohen Wellen kommen mit weißen Gischtkronen an den schmalen und schmutzigen Strand. Wir haben zu viel erwartet, der Sommer ist vorbei und die Saison.
Zum Mittagessen kehren wir außerhalb von Kylos ein. Tunsche geht mit dem Wirt von Tisch zu Tisch und jeder kann das bestellen und wählen was er gern möchte. Sei es nun Fisch, Hammel- oder Rindfleisch, Suppe oder Salat, Bier oder Wein, jeder Wunsch wird erfüllt. Zum Schluß bekommt jeder vom Wirt entweder Tee oder Türkischen-Kaffee umsonst. Jede Tasse wird extra zubereitet und macht ziemlich Arbeit zumindest gehört viel Geduld dazu. Die ganze Familie des Wirtes, ob Großvater oder der kleine Sohn, jeder ist bemüht, es jedem recht zu machen, und wir fühlen uns auch richtig wohl.
Nach Istanbul zurück gekehrt, führt Tunsche uns noch in ein Restaurant wo es richtigen Kaffee gibt, man muß nur Nescafe bestellen, und Kuchen. Es wirkt so russisch, ist auch grün und weiß gestrichen wie viele Stadthäuser in Leningrad.
Was ist nur mit unserer Gruppe los? Wieder ist jemand aus dem Lokal ohne seine Zeche zu begleichen und Tunsche bezahlt sie aus seiner Tasche.

Hoch über dem Ufer des Bosporus liegt in einem großen Park der „Yildis Palast“ - Sternen-Palast. Er wurde im Urmodell der Osmanischen Residenzen gebaut und Sultan Abdülhamit II., der hier 33 Jahre residierte und in ständiger Angst vor Attentaten lebte, ließ hohe starke Mauern um den Palastkomplex bauen und sich von 14.000 Soldaten, die hier stationiert waren, bewachen. Eines der mehreren Lustschlösschen „Malta Köskü“ ist heute ein vornehmes Café innerhalb dieser Mauern.


Die Zeit reicht auch für einen Basarbesuch. Wir lassen noch einmal den Trubel, rings um uns, auf uns einwirken und gehen dann zu dem Kleidergeschäft. Ich bekomme ein Kleid für 57,-DM und Victor und Michael ein Baumwolloberhemd.
Abends sitzen wir in der Hotelhalle noch etwas mit den Andern beisammen und jeder bestätigt, dies war der schönste Tag in Istanbul. Batzi und sein Frauchen waren die letzten 2 Tage wieder mit uns zusammen. Die Tage zuvor waren sie von Gülen nicht einmal zu der Stadtrundfahrt mitgenommen worden, weil sie das Ausflugspaket für 195,- , für sie zu teuer, nicht gebucht hatte.
Die Frau erzählte mir, daß sie in einer sehr dreckigen Absteige, wo die Straßenhändler wohnten, untergekommen war. Man hatte ihr im Reisebüro Zauner nichts davon gesagt, daß sie den Hund nicht ins Hotel bringen darf. Ich glaube, ich hätte bei soviel Schwierigkeiten den Mut verloren. Man merkte es ihr auch an, das war ein bißchen zu viel - Istanbul zu hautnah - .
Unsere Koffer sind gepackt, noch eine Nacht, hoffentlich verschlafen wir den Morgenruf, Allah ist groß, nicht.


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